Informationen zur Entstehung des Schulhausmuseums
Der 1965 als Schulleiter in Hollingstedt eingesetzte Lehrer Gerd Gramlow richtete gemeinsam mit Schulkindern der damaligen Volksschule 1966 das Dachbodenmuseum im alten Schulhaus von 1876 als „Heimatkundliche Schulsammlung“ ein.
Der Anstoß dazu war die Vorgabe seines Professors Karnick: „Redet um Sachen“ und „Begreifen durch Begreifen“.
Durch eigenes Sammeln und durch Spenden aus der Bevölkerung wurden zunächst bäuerliche Arbeitsgeräte und Gegenstände des Haushalts, die wegen des strukturellen Wandels in den Dörfern entsorgt wurden, aufbewahrt und zum Teil ausgestellt.
Zu dieser Zeit gab es im Kreis Schleswig-Flensburg und hier besonders im Angelner Raum mehrere kleine Dorfmuseen. Auf Anregung von diesen Sammlern gründete man 1978 die „AG Volkskundliche Sammlungen“ mit dem Vorsitzenden Wolfgang Börnsen und Gerd Gramlow als Stellvertreter.
Da diese kleinen Dorfmuseen vielfach das gleiche Sammelgebiet hatten, bot sich durch das vorhandene alte Schulhaus in Hollingstedt auf Anraten von Herrn Prof.Dr. Lühning und Herrn Sydow eine Spezialisierung auf „Schulhausmuseum“ an.
Vorerst noch in einem Dachbodenzimmer untergebracht, eröffnete 1986 der damalige Kultusminister Dr. Bendixen mit MdB Wolfgang Börnsen das historisch eingerichtete Klassenzimmer. Für die Besucher wurde die Schulstunde wie zur Kaiserzeit nun erlebbar.
Ab dieser Zeit wurde der Schulleiter Gerd Gramlow auch als Museumspädagoge für Schulklassen vom Land Schleswig-Holstein eingesetzt.
Besuchergruppen am Nachmittag wurden von den Anfängen an ehrenamtlich betreut.
Als Flüchtlingskind 1945 nach Schleswig-Holstein gekommen und hier wieder Heimat gefunden, hat sich Gerd Gramlow schon früh ehrenamtlich für die Gemeinschaft eingesetzt.
Es war ihm immer ein besonderes Anliegen, Kinder und Jugendliche für die Heimatkunde zu begeistern. Bereits als Schüler betreute er in Hennstedt/Dithm. die ev. Jugendgruppe, mit der Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung unternommen wurden.
Durch den Lehrerberuf nach Hollingstedt gekommen, konnte er sich dann mit dem geschichtlichen Hintergrund Hollingstedts zur Wikingerzeit auseinandersetzen und dafür auch seine Schulkinder begeistern.
Altes Schulhaus Hollingstedt von 1876
Nutzung, Umbauten, Renovierungen – eine kleine Chronologie
Gerd Gramlow, 28.09.2010
Nach der Pensionierung des Hauptlehrers Gebhardt bezieht ab 1925 Lehrer Arfsten die Dienstwohnung im Schulhaus. Diese bewohnt er mit seiner Frau, bis er am 05.11.1945 von der engl. Militärregierung entlassen wird. Auf dem Dachboden ist die Wohnung für die zweite und zeitweise auch für die dritte Lehrerstelle eingerichtet. Die Wohnraumlage verbietet allerdings einen dritten Lehrer mit Familie.
Im Sommer 1942 wird eine Wasserleitung mit elektrischer Motorpumpe angelegt. Fast 1 Jahr lang mußte alles Wasser vom Nachbarn Joh. Hagge geholt werden, weil die Pumpe entzwei war.
Am 1.11.1944 wurde die Schule geschlossen, es wurden dort Arbeiter untergebracht. Die Schulbänke wurden auf den Boden geschafft und 58 Arbeiter konnten in beiden Schulräumen auf Stroh schlafen und zwei Personen hatten ihr Strohlager in der zweiten Lehrerwohnung.
Am 12.12.1945 bezieht Lehrer Redl mit Familie die Dienstwohnung. Er bekommt ein Zimmer, da von den sieben Wohnräumen sechs mit Flüchtlingen belegt sind.
1946: Der bauliche Zustand ist besorgniserregend, das Holz der Fenster in den Klassenräumen verfault nach wie vor weiter.
1947 werden die Vorräte für die Schulspeisung in der Mädchenkammer der Lehrerdienstwohnung gelagert. Durch Einschlagen einer Fensterscheibe und Einstieg in diesen Raum wurde einmal der Bestand entwendet. Der Täter wurde überführt und bis auf einige Kilo Datteln alles aufgefunden.
Durch den starken Anstieg der Schülerzahlen aufgrund des Flüchtlingszuzuges wurde ein Raum der Wohnung zur Behelfsklasse umfunktioniert.
Ab Juli 1950 bezieht der Hauptlehrer Bruno Post mit Familie die Dienstwohnung. In den Sommerferien 1952 wurde am Schulhaus wieder gebaut. Die Schornsteine hatten „eine gefährliche Lebendigkeit“ angenommen, deshalb wurden sie erneuert. In der Oberstufen-Klasse wurde ein Eisenträger unter die Decke gezogen. Der große Hausflur der Dienstwohnung erhielt eine Trennwand, um die Hauptwohnung abzuschließen.
1954: Rege Bautätigkeit – eine Spültoilette wird in der Wohnung eingebaut.
Lehrer Post verstarb am 8.3.1954. Sein Nachfolger Lehrer Gude bewohnte mit Familie die Dienstwohnung bis April 1959.
In diese Zeit fällt der viele Jahre geplante Neubau der Volksschule Hollingstedt 1958.
Im April 1959 wird Schulleiter Gude Rektor in Breklum und alle Lehrer der Hollingstedter Schule werden versetzt.
Ab 11.4.1959 kommt Hauptlehrer Peter Nordmann mit seiner Ehefrau, Lehrerin Gertrud Nordmann, als Schulleiter an die Hollingstedter Volksschule. Sie wohnen zunächst ab Mai 1959 in der Neubauwohnung des neuen Schulhauses, da die Dienstwohnung in einem ganz schlechten Zustand ist.
1959: Vom Zimmer der Dienstwohnung werden für die Lehrküche der Berufsschule 1,80 m durch eine Mauer abgetrennt. Es entsteht eine Speisekammer (11 m²).
Die alten Klassenräume, die nach dem Neubau der Schule 1958 frei waren, wurden nach modernen Gesichtspunkten für die Berufsschule hergerichtet.
13.7.1960: Umzug der Familie Nordmann in die gründlich renovierte Dienstwohnung. Wohn- und Schlafzimmmer bekamen neue Fußböden, Badezimmer, Küche und beide Flure erhielten einen neuen Terrazzoboden. Alle Räume wurden neu gestrichen, tapeziert oder gekachelt. Das Badezimmer erhielt eine Badewanne und einen Warmwasserspeicher.
Nach der Pensionierung von Schulleiter Nordmann am 20.3.1965 bezieht der Lehrer Gerd Gramlow mit Familie im Juli 1965 die Dienstwohnung. Es gilt immer noch die Residenzpflicht.
Im Juli 1970 wurden in der Dienstwohnung im alten Schulhaus und auch in dem Klassenraum, den die Berufsschule nutzte, neue Fenster eingebaut. Die alte Haustür wurde durch eine neue ersetzt. In der Wohnung wurden neue Limba-Zimmertüren eingebaut und im Wohnzimmer wurde die Decke abgehängt.
Die Wohnung auf dem Dachboden wurde seit 1966 für die „Heimatkundliche Schulsammlung“ genutzt.
Bis Dezember 1977 wohnte Familie Gramlow in der Dienstwohnung. Sie bezog dann das umgebaute Bauernhaus von „Hagge-Schule“ gegenüber der Dienstwohnung.
Ab 1978 bis 1986 wurde die Dienstwohnung dann frei vermietet.
Danach wurden die Wohnräume, die nicht mehr den Ansprüchen zur Vermietung genügten, für Museumszwecke genutzt. Die „Heimatkundliche Schulsammlung“ wurde zum Schulhausmuseum. Die historische Schulklasse ist vom Dachboden in die eigentliche alte Schulklasse verlegt worden, die Wohnräume wurden zur Wohnung eines Hauptlehrers wie um 1900 nachgebildet.
Renovierung 2011
In den Jahren 2010 und 2011 konnte die Gemeinde Hollingstedt aus Mitteln des Konjunkturpaketes II und durch engagierte Hilfe von Mitbürgern das Schulhaus restaurieren. Die aufwendige Renovierung des Gebäudes erfolgte mit dem Ziel, den ursprünglichen Zustand des Gebäudes sowohl außen als auch innen weitgehend zu erhalten bzw. wieder herzustellen.
Vor der Renovierung 2011
Nach der Renovierung
Zur Einweihung